unsere "Bonsai" Coon
Anuschka vom Wasserturm

Anuschka vom Wasserturm

13. Mai 1990 - 02. Juli 2008
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black torbie

Wochenlang stand die Anzeige nun schon in einer dieser Wurfzeitungen: "BKH und Maine Coon suchen wegen Allergie ein neues Zuhause". Da ich damals noch aktiv tierschützerisch tätig war rief ich eines Tages die angegebene Telefonnummer an, um zu fragen, ob die Tierhilfe sie unterstützen sollte.

Die junge Frau erzählte, dass der Chinchilla-farbene BKH-Kater noch am ersten Tag nach Erscheinen des Inserates nette neue Besitzer gefunden hatte, doch keiner interessiere sich für die Maine Coon. Sie bat mich das Mädchen doch mal anzusehen und es vielleicht in Obhut zu nehmen, da ihre Allergie immer schlimmer würde. Eigentlich wollte ich zum damaligen Zeitpunkt gerade keine Gastkatze aufnehmen, doch die Frau bat mich immer verzweifelter, mir doch wenigstens einen Eindruck zu verschaffen. Also fuhr ich abends zu ihr.

Eine schniefende Katzenbesitzerin öffnete die Tür und eine kleine Mieze begrüßte mich sofort sehr neugierig. Die Frau erzählte mir wie sehr sie sich immer Katzen gewünscht habe und wie dieser Wunsch dann durch den Umzug in eine eigene Wohnung in Erfüllung ging. Doch schon nach wenigen Wochen machten sich die ersten Anzeichen einer Empfindsamkeit bemerkbar. Zuerst dachte sie noch an eine hartnäckige Erkältung, doch der später konsultierte Arzt bestätigte leider den Verdacht auf Allergie.

Die Zeit verging bei unserem Gespräch wie im Flug und als Hunger einsetzte, bestellten wir uns Pizza. Als wir mit dem Essen anfingen, versuchte Anuschka immer wieder Thunfischstücke zu stibitzen. Dies gab den Ausschlag für meine Entscheidung - Anuschka hatte ein neues Frauchen.

Unsere beiden Kastraten Alfi und Amadeus nahmen ihre Anwesenheit wohlwollend zur Kenntnis und buhlten fortan um ihre Gunst. Als sie das erste Mal rollig wurde, versuchte sich Amadeus sogar als Liebhaber. Aber erst einmal oben, wusste er nicht mehr weiter. ;-))

Ich habe sie kurz danach kastrieren lassen und es war gut, dass ich bei der Operation anwesend war. Denn der Tierarzt hatte eine Narkose für eine normal große Katze aufgezogen und Schnuffi wog damals nur knapp zwei Kilogramm. Wahrscheinlich wäre sie nicht wieder aufgewacht. Aber besondere Persönlichkeiten haben Schutzengel.

Sie kam im Alter von knapp einem Jahr zu uns und war bis Mitte ihres 12. Lebensjahres immer gesund und munter wie ein kleines Kätzchen. Was sie im Endeffekt auch heute noch ist, denn niemand hat ihr je gesagt, dass Maine Coon größer sind als Norwegische Waldkatzen. ;-))

Begonnen hat alles am 09. November 2002, doch für Anuschka muss schon alles viel früher angefangen haben. An diesem Tag habe ich mal wieder alle unsere Miezen gewogen und Anuschka hatte nur noch ein Gewicht von 2680g, eine Woche vorher beim Wiegen für das jährliche Entwurmen wog sie noch 3150g. Sie machte eigentlich einen munteren Eindruck nur ab und an schlug sie sich mit der Pfote auf die rechte Backe, als ob dort etwas zwischen den Zähnen lästig wäre. Als ich es mir ansah, konnte ich nichts finden, also vereinbarte ich einen Termin bei meinem Tierarzt für Montag.

Er hörte sich meine Vermutung zu den defekten Zähnen an und untersuchte den Mundraum, aber er sah wohl auch nichts, also wurde Anuschka Blut abgenommen, da seiner Meinung nach, bei sooooo alten Katzen (12 Jahre) meistens die Nieren die Ursache für plötzlichen Gewichtsverlust sind. Das Ergebnis gab ihm scheinbar recht, denn der Wert für Creatinin lag bei >10,0, Glucose bei 202 und der Wert für Urea war größer als 300. Sein Laborgerät konnte ihn nicht mehr messen. Er sagte mir, dass Anuschka laut den Werten eigentlich klinisch tot wäre und sie eine außergewöhnlich starke Katze sei. Er verabreichte ihr Antibiotika und eine Aufbauspritze, außerdem gab er mir homöopathische Ampullen (Renes/Viscum Comp. von Plantavet) mit, von denen ich ihr jeden Tag morgens und abends eine spritzen sollte.

Beim nächsten Termin zwei Tage später hat unser Tierarzt zuerst nichts an Anuschkas Zähnen gesehen, dann ein winziges Loch, aber angeblich unbedenklich. Er gab meiner Maus eine angeblich geringe Narkose und versuchte den Zahn zu ziehen. Es gelang nicht und sie war über Stunden vollkommen weggetreten. Es ging ihr nun von Tag zu Tag schlechter. Zwischenzeitlich hatte ich von einem neuen Mittel gelesen, dass das Abwehrsystem des Körpers schnell wirksam aufbaut. Deshalb habe ich ihr spontan Interferon Omega (gab es nur bei einer Tierärztin, die einen schlechten Ruf hat und Anuschka nur widerwillig damit behandelte und dauernd versuchte, andere nicht besprochene Sachen zu machen) verordnet, über 5 Tage (Mo, Mi, Fr.) eine Spritze zu je 2,5 Millionen Einheiten je Kilogramm Körpergewicht.

Zwischenzeitlich verweigerte sie ihr Fressen und auch das Trinken, ich habe sie stündlich mit Wasser in einer Spritze ohne Nadel versorgt, auch in der Nacht. Als ich mir Gedanken darüber machte, ob ich ihr noch half oder sie schon quälte, empfahl mir eine Freundin eine Tierflüsterin. Wenn man schon alles verloren glaubt, greift man auch zu den ungewöhnlichsten Strohhalmen. Frau Andrea Frankrone (http://www.tierfluesterer.de) ließ sich von Anuschka ein aktuelles Bild mailen und vereinbarte einen Telefontermin mit uns. Als sie bei dem ersten Gespräch Kontakt zu Schnuffi aufnahm, bekam diese große Pupillen und wurde ganz starr. Anuschka übermittelte sie wolle weiterleben, nur wolle sie die Braunüle aus dem Bein und keine weiteren Infusionen. Eigentlich ein Todesurteil für eine schwer nierenkranke und ausgetrocknete Katze. Außerdem wünschte sie sich rohe Geflügelfilets zum Essen.

Mittlerweile kenne ich Aussagen von Veterinären aus dem In- und Ausland, die sagen: die Tiere sollen fressen, worauf diese Appetit haben, denn es ist besser etwas zu sich zu nehmen, als während der Behandlung zu verhungern. Außerdem lösen sich beim Nichtessen Mineralstoffe und Vitamine aus dem Körper und schwächen so weiter das Immunsystem.

Im Zuge der Behandlung mit Interferon Omega kippte sie mir zweimal mit absolutem Kreislaufversagen vor die Füße und ich gab ihr jedes Mal eine ganze Tablette Carduus Marianus D1. Beim zweiten Mal dachte ich sogar sie wäre tot und habe die Tierärztin angerufen und wollte den Termin absagen. Im Laufe des Gespräches bewegte sie sich plötzlich wieder.

Montags war sie dann zu meinem Tierzahnarzt in Krefeld zur weiteren Behandlung. Die Narkose war per Tubus, die Operation hatte eine Dauer von über zwei Stunden. Das Ergebnis: alle hinteren Zähne untereitert, sowohl oben, wie auch unten, links und rechts. Er verordnete verschiedene Antibiotika und Mittel gegen Unwohlsein (MCP-ratiopharm® Tropfen), sowie verschiedene Homöopathika, aber es trat keine wirkliche Verbesserung ein. Und durch die Tropfen war ihr noch viel mehr übel. Sowohl mein Haus-Tierarzt als auch der für die Zähne gaben ihr keine weitere Chance zum überleben.

Ich brach die Behandlung ab und verabreichte ihr eigenmächtig Synulox zweimal täglich eine Tablette (Dauer 30 Tage, 12 Stunden Abstand) und zusätzlich eine Ampulle Renes Viscum comp. (am Anfang zweimal täglich, nun einmal die Woche). Noch am ersten Tag der neuen Therapie fing sie wieder an etwas von sich aus zu fressen. Wir haben sie nun seit drei Jahren hoffentlich stabil und von 2,2 kg auf niemals vorher erreichte 3,8 kg. Sie hat zwar nur noch Schrumpfnieren, aber sie fühlt sich eindeutig wohl.

Anuschka ist bis heute unser Sonnenschein. Wenn man bei uns lautes Rufen hört, apportiert sie wieder ihre Klingelmaus und wir wissen: Es geht ihr gut!!!

Leider kommt auch irgendwann wieder ein neues Tief. Anfang 2007 wurde bei Anuschka eine SDÜ (Schilddrüsenüberfunktion) festgestellt. Ihr T4 lag bei 3,2 µg/dl (1,0-4,0) und der FT4 bei 2,5 µg/dl (0,6-2,1). Behandelt habe ich sie mit Carbimazol 5mg, wobei sie alle 12 Stunden eine viertel Tablette bekommen hat. Beim nächsten Blutbild zeigte sich, dass dies nicht genug war. Der T4 war nun bei 3,6 µg/dl (1,0-4,0) und der FT4 bei 2,8 µg/dl (0,6-2,1). Dosierung des Carbimazols auf morgens eine viertel Tablette und abends eine halbe Tablette geändert.

Wieder im Dezember, doch dieses Mal im Jahr 2007 folgte ihre letzte Zahn-OP. Sie erholte sich trotz schlechter Nierenwerte gut. Doch ihre Schilddrüsenwerte haben sich weiter verschlechtert. Ihr T4 stieg auf 4,4 µg/dl (1,0-4,0) und der FT4 sank auf 2,3 µg/dl (0,6-2,1).

Am 18.01.2008 wurde ein neues Blutbild gemacht. Erste Ergebnisse erfreulich, Niere gehalten, aber Leberwerte schlecht. Wir dachten es kommt von der SDÜ, da hier noch die Werte fehlten. Werte kamen und ich hatte die Drüse im Griff - T4 sank auf 2,7 µg/dl (1,0-4,0) und der FT4 sank auf 1,9 µg/dl (0,6-2,1). Meine Tierärztin meinte, das BB sieht fuer sie wie der Anfang von multiplen Organversagen bei alten Miezen aus und sie vermutet Lebertumore. Nun wurde geschallt, Leber total durchsetzt mit dem "Krabbeltier". Scheibenkleister. :-(((

Anuschka ist glaube ich langsam auf dem Weg. Gibt es noch eine Möglichkeit den Harnstoff zu senken? Sie bekommt Infusionen und Lespedezia D12. Vorher hab ich mal Helleborus D4 probiert, half erst besser als Lespedezia, aber nun nicht mehr. Ausserdem trinkt sie nicht mehr alleine, nur Wasser ueber Spritze ins Mäulchen, leider. Nun schon mehr als 10 Wochen, Nachts fast jede Stunde. :-( Fressen tut sie jedoch von selbst. Anuschka hat ausser CNI ( 2x 1/2 Ampulle Renes viscum comp., 100ml Ringer) noch SDÜ (2 x 1/4 Carbimazol), Arthrose (Grünlippenmuschel), Leberkrebs (2 x Flor de Piedra D4 und eine Tablette Denosyl)

Am 02. Juli 2008 ging diese Sonne für immer unter. Wir haben lange zusammen gekämpft und nun verloren. Es blieb keine Zeit für einen leichteren Übergang. Sie lag in meinen Armen und ich hab ihr ein Lied über Schmetterlinge vorgesungen, ihre kleine Seele gebeten zu fliegen.

Dieses Gedicht in Abwandlung hab ich für unseren Sonnenschein ausgesucht

Flieg, Schmetterling, flieg

Und wenn die Kraft nicht reicht,
dann lass uns deine Träume träumen
und wir begleiten dich zu andren Räumen,
wo alles zeitlos wird und frei und leicht.

Und wenn die Kraft nicht reicht,
dann werden unsere Wünsche neue Wege weben
und unsere Kraft wird deiner Seele Flügel geben
ganz zarte, wie ein Schmetterling vielleicht.

Und wenn die Kraft nicht reicht,
dann werden Wut und Trauer sich vereinen
und manchmal hört man dann auch Schmetterlinge weinen,
ganz oben in den Wolken - unerreicht.

Und wenn die Kraft nicht reicht,
dann wird dein Schnurren nun in unseren Herzen leben
und immer, wenn die Schmetterlinge schweben,
dann hat dein Schnurren uns im Hier erreicht.

Und nun flieg, kleine Seele flieg.

(Elke Dorothea Hagen)